Antiquarische Bücher sterben aus
Gepostet | Keine KommentareWas ist das jetzt wieder für ein Quatsch, wird vielleicht der ein oder andere denken. Wie können antiquarische Bücher aussterben? Sind das nicht einfach nur alte Gegenstände, die ihre Existenz den Büchersammlern, Bibliophilen, Bibliomanen und Antiquariaten verdanken?
Kann man tatsächlich behaupten, dass diese alten Bücher eines Tages für keinen Menschen mehr interessant erscheinen? Nun, ich werde mit dem folgendem Beitrag versuchen, diesem Trend ein klein wenig entgegenzuwirken, denn die Informationen die das antiquarische Buch der letzten Jahrhunderte oder jedes andere gute Buch der Neuzeit enthält, sollten nicht verloren gehen und können keinesfalls durch moderne Informationsträger gänzlich ersetzt werden. Was aber veranlasst mich zu der Behauptung, dass der Trend zu antiquarischen Büchern rückläufig ist?
Die Statistik, mal wieder. Und zwar die des Online Tools Google Insights for Search. Der globale weltumspannende Google Konzern besitzt einen Marktanteil von geschätzten 65% – 80% und zählt damit zu den meistgenutzten Suchmaschinen weltweit. Der bescheidene Internet Nutzer gibt seinen Suchbegriff in die Eingabemaske der Google Suchmaschine ein und erhält eine Reihe von Ergebnissen , die mehr oder weniger seinen Vorstellungen entsprechen. Diese Suchbegriffe werden von Google gespeichert und mit dem Tool Google Insights for Search ist es möglich, die Suchanfragen der letzen Jahre, getrennt nach Ländern oder Regionen zu analysieren.
Lange Zeit war dieser Dienst nur für die englischsprachigen Suchbegriffe und deren Länder verfügbar, doch vor einiger Zeit wurde das Tool “eingedeutscht”. Es können also nun mit dessen Hilfe auch aussagekräftige Statistiken für deutsche Begriffe und Regionen erstellt werden und die Suche nach der Wortgruppe “antiquarische Bücher” im eingestellten Land Deutschland ergab folgendes ernüchterndes Ergebnis.
Interesse der Nutzer des Internets und der Suchmaschine Google mit dem Begriff “antiquarische Bücher” von 2004 – 2007
Interesse der Nutzer des Internets und der Suchmaschine Google mit dem Begriff “antiquarische Bücher” von 2008 – heute mit weiterführender Prognose
Interessant in diesem Zusammenhang auch folgende 2 statistische Übersichten, die regionale Interessen an dem Suchbegriff “antiquarische Bücher” anschaulich darstellen.
Regionale Verteilung der Häufigkeit des Suchbegriffes “antiquarische Bücher” innerhalb Deutschlands
Und hier die Top Ten, geordnet nach Bundesländern, in denen der Begriff “antiquarische Bücher” via Google Suchmaschine abgerufen wurde.
Man beachte den 5. Platz des doch eher kleinen Bundeslandes Thüringen, der mich ein wenig stolz macht. 🙂
Soweit die Fakten. Es bleibt aber auch zu hoffen, dass nur das Interesse der Internetnutzer der vergangenen und folgenden Jahre an antiquarischen Büchern nachgelassen hat, weil andere Informationsträger wie Fernsehen, CD, DVD, ebook etc. in einer vorher nie gekannten Dimension auf den Markt drängen und versuchen, dem Buch allgemein den Rang abzulaufen.
Wann aber müssen wir mit einem kompletten aussterben der Suchanfragen des Begriffes “antiquarische Bücher” rechnen? Es wird sich erfreulicherweise mit Sicherheit noch um eine kleine Ewigkeit handeln. Warum ich das behaupte, da die oberen Statistiken nur einen Trend wiederspiegeln und keine verlässlichen Informationen zu der Anzahl der tatsächlichen Suchanfragen unserer geliebten antiquarischen Bücher beinhalten?
Weil es noch ein tolles Tool von Google gibt, dass den Umfang oder die Anzahl der monatlich getätigten Suchanfragen zum Stichwort “antiquarische Bücher” via Google Suchmaschine ausgibt.
Google Keyword Tool nennt sich das schmucke Teil und nach der Eingabe unseres Suchbegriffes erhalten wir unter anderem folgende Werte und aussagekräftige Statistiken.
Es ist mit diesem Tool auch möglich, verschiedene Synonyme zu dem abgefragten Hauptbegriff abzurufen. Um das deutlich zu machen, sehen sie in der oberen Tabelle einige weitere gleichbedeutende Begriffe.
Interessant ebenfalls , das die Monate mit dem größten Suchvolumen auf September bis Dezember fallen, die Monate die nicht nur in der gesamten Buchbranche die größten Umsätze sichern und demzufolge als die fetten Monate bezeichnet werden.
Konzentrieren wir uns aber nun auf unseren Begriff “antiquarische Bücher” und welche Informationen aus der oberen Statistik zu entnehmen sind. Im Monat Juli wurde der Begriff ca. 1 Millionen mal bei Google in die Suchmaschine eingegeben. Die Zahl 1,22 Millionen gibt uns einen Hinweis auf das ungefähre durchschnittliche Suchvolumen pro Monat und zwar genau der vergangenen 12 Monate vom Juli 2009 bis August 2008.
Lässt man die eigentliche monatliche Anfragenhäufigkeit für kurze Zeit außer Acht, da sie sehr von der Jahreszeit und dem jeweiligen Monat abhängig ist, kann man eine Rückgang der monatlichen Suchanfragen um ca. 0,22 Millionen registrieren oder anders ausgedrückt es wurden 220.000 Suchanfragen weniger zum Begriff “antiquarische Bücher” via Google ausgeführt.
Obwohl diese Zahlen nur als Richtwerte dienen können und keinesfalls auf die Goldwaage gelegt werden sollten, spiegeln sie dennoch den Trend der weiter oben zuvor erzeugten Statistiken der Jahre 2004 bis 2009 und der Prognose wieder. Nach diesem Zahlenbeispiel wäre, theoretisch und ganz vorsichtig ausgedrückt, in 5-10 Jahren mit einem aussterben der Suchanfragen des Begriffes “antiquarische Bücher” via Google Suchmaschine zu rechnen. Wie gesagt, rein hypothetisch und auf der Grundlage der Zahlen von Google. Trotzdem ist diese Entwicklung ein wenig beängstigend und erschreckend zugleich.
Das dieser Begriff eines Tages aus den Verzeichnissen der Suchmaschinen im Internet verschwindet heißt aber natürlich nicht, dass dadurch auch das antiquarische Buch aus dem Gedächtnis der Menschen gelöscht wird. Vielleicht ist diese Entwicklung sogar positiv zu bewerten und es entstehen wieder mehr gemütliche Antiquariate, in denen durch persönliche Kommunikation den Menschen etwas zurückgegeben wird, was das Internet mit seinen ganzen Vor- und Nachteilen und den sich ständig vergrößernden Sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter, Delicious, mySpace, StudieVZ etc. nicht vermag.
Ich meine aber, es ist auch wichtig, Menschen über weite Entfernungen miteinander zu verbinden und ihnen die Möglichkeit zu geben, via Internet diverse Informationen frei und unabhängig einzuholen, zu beurteilen und sich dadurch eine Meinung zu bilden und zum Teil außergewöhnliche Freundschaften zu pflegen, die im normalen Leben, also ohne Internetanschluss, hätten nie entstehen können.
Mit dem Lesen dieses Beitrages und der vielen anderen Informationen auf dieser Webseite oder dem gesamten Internet zum Thema antiquarisches Buch leisten sie, bewusst oder unbewusst einen kleinen Beitrag, dass uns antiquarische Bücher in ihrer ganzen Schönheit und vor allem wegen ihres unerschöpflichen Wissens, dass über die Jahrhunderte von vielen bedeutenden oder weniger bedeutenden Verfassern zusammengetragen wurde, erhalten bleiben.
Sollte die derzeitige Entwicklung jedoch weiterhin so rasant verlaufen und das Buch allgemein in den nächsten Jahrzehnten sich nicht gegen die sogenannten neuen Medien behaupten, bleibt die Befürchtung, dass auch das Buch der Menschheit eines Tages geschlossen wird.
Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit.
——————————
Keine Kommentare
Trackbacks/Pingbacks