Biblioman geht eigene Wege im Antiquariat
Gepostet | Keine KommentareVor geraumer Zeit hatte ich in einem Artikel dargelegt, dass antiquarische Bücher langsam aber sicher aussterben. Damit meinte ich vor allem die haptischen Bücher; also gedruckte Werke die man anfassen, umblättern, werfen oder einfach nur darin schnuppern kann.
Es ist allgemein ein schwieriges Unterfangen geworden, antiquarische oder allgemeiner gefasst, gebrauchte Bücher an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Täglich strömen Zehntausende von gebrauchten Büchern in die großen Bücherplattformen. Alleine Booklooker.de, einer der größeren Anbieter von derlei Ware im Internet, hat am heutigen Tage über 19 Millionen gebrauchte Bücher im Angebot. Zum Vergleich: im Jahre 2005 waren es nach eigenen Beobachtungen gerademal 5-6 Millionen.
Von anderen Plattformen liegen mir keine verlässlichen Zahlen vor, aber vorsichtig geschätzt dürften sich bei Amazon, dem BAVZ oder anderen Global-Playern mindestens Bücher in dieser Größenordnung stapeln. Ich weiß nicht, wer dieses ganze Kulturgut einmal lesen soll. Umso weniger verstehe ich eine Aktion, die mir heute auf der Webseite Biblioman ins Auge stach. Sie macht diesen Haftnotizen-Artikel notwendig.
Warum?
Auf Biblioman.de werden seit neuestem eBooks angeboten.
Was aber ist jetzt so besonderes daran? eBook Verkaufsplattformen entstehen fast täglich wie Phönix aus der Asche und versuchen sich ein Stückchen vom großen Kuchen abzuschneiden.
Nein, es handelt sich auch nicht um eBooks mit wohlklingenden Titeln wie bspw. In 1o Tagen reich werden oder Die besten und profitabelsten Internet Geschäfte oder ähnlichen Unfug. Es stehen derzeit ca. 125 eBooks für Preise zwischen 4,- und 15,- Euro bei Biblioman zum Verkauf, die bereits der Gemeinfreiheit unterliegen und sehr wahrscheinlich an anderer Stelle im Internet kostenlos geordert werden können.
Wohlgemerkt, Biblioman ist eine Verkaufsplattform für gebrauchte und antiquarische Bücher, auf der Antiquariate ihre Waren anbieten und die bereits seit mehreren Jahren im Internet präsent ist. Biblioman versteht sich nach eigenen Aussagen als Die Europäische Datenbank für neue und antiquarische Bücher, Musik, Fotos, Kunst + Design.
Fazit
Ich meine, diese Aktion von Biblioman ist ein Schlag ins Gesicht der ehrlich und redlich arbeitenden Antiquare und Autoren der entsprechenden Bücher. Letztere dürften sich im Grabe wälzen, wenn sie mit anschauen müssen, wie ihr Gedankengut hier verschleudert wird.
Wenn das Beispiel von Biblioman Schule macht, werden diesem bald andere Plattformen folgen. Werke die der Gemeinfreiheit unterliegen, als eBook im PDF Format zum Verkauf anzubieten ist schon unter der Gürtellinie und hat selbst mit Guerilla-Marketing nicht im geringsten etwas zu tun.
Daher revidiere ich meine Aussage aus dem im ersten Absatz verlinkten Artikel, indem ich den Benutzern der Neuen Medien eine Mitschuld für den Untergang des antiquarischen Buches anlastete. Die Antiquariats- bzw. Buchbranche wird durch solche Aktionen, wie hier von Biblioman geboten, ebenfalls dafür sorgen, dass das Interesse am antiquarischen Buch in den Weiten des Internets langsam verstummt.
Liebes Antiquariat Horst Herkner: Ich befürchte, dass sie sich langfristig selbst das Wasser abgraben. Mit der Erhaltung des Buches als Kulturgut im Sinne eines Antiquariats hat diese Aktion nichts zu tun und wird hiermit angeprangert.
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