ZVAB – Alles keine Garantie

Eine Aktion, die sich Alles finden Garantie nennt und noch bis zum 23.10.2009 läuft, macht derzeit im Internet unter den Bücherliebhabern die Runde.

Ins Leben gerufen vom Zentralen Verzeichnis antiquarischer Bücher, kurz ZVAB. Das ist eine Online-Plattform die von der [[mediantis AG]] zur Verfügung gestellt wird, um den interessierten Leser über das Angebot der mehr als 4100 angeschlossenen Antiquariate und Buchhandlungen zu informieren und Kaufverträge direkt mit den Antiquariaten bzw. Buchhandlungen abzuschließen.

Nun bietet diese mediantis AG in der oben genannten Werbeaktion jedem Suchenden die Möglichkeit, einen 10,- Euro Einkaufsgutschein für den Fall zu erwerben, dass das gesuchte Buch nicht innerhalb einer Woche vom ZVAB aufgetrieben werden kann. Die Aktion wurde ohne Absprache und Einverständnis der im ZVAB anbietenden Antiquare/innen gestartet, dürfte aber auf Grund der AGB bzw. Nutzungsbedingungen des ZVAB rechtlich abgesichert sein.

Wer die folgenden Bedingungen erfüllt, kann an dieser Aktion teilnehmen:

  1. Pro Person wird während des Aktionszeitraumes nur ein Gutschein ausgegeben
  2. Aktion endet am 23.10.2009 oder nach 10.000 ausgegebenen Gutscheinen
  3. Eingereicht werden können alle deutschen Bücher der letzen 100 Jahre
  4. Es können nur Suchanfragen berücksichtigt werden, bei denen sowohl Autor als auch Titel des Buches übermittelt werden
  5. Die Teilnahme erfolgt über obenstehendes Teilnahmeformular
  6. Beim ZVAB registrierte Antiquariate und Buchhändler sowie Personen unter 18 Jahren können nicht an der Aktion teilnehmen

Die oben genannten Teilnahmebedingungen habe ich überprüft und diese werden von mir erfüllt. Also suchte ich in meiner Excell-Tabelle die derzeit eine 3-stellige Anzahl von seltenen und vergriffenen Bücher enthält, ein besonderes Exemplar aus und startete eine erfolglose Suche beim ZVAB.

Das ich durch mein Hobby, dem aufspüren von seltenen und vergriffenen Büchern im Internet, einen kleinen Vorteil ausspielen kann, möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen. Aber, auch jeder andere Bücherliebhaber, der seit Jahren vergeblich auf der Suche nach einzelnen oder mehreren antiquarischen Büchern ist, hat sicher eine Liste mit seinen gesuchten Raritäten angefertigt und würde ein Buch der letzten 100 Jahre auswählen, dass ihm den 10,- Euro Gutschein garantiert, da es nicht mehr, oder nur schwerlich auffindbar ist.

Nun zu meinem für diese Aktion ausgewählten Buch. Die bei ebay seit den letzten 4 Jahren verkauften Exemplare kann ich an 3 Händen abzählen und ich bin mir fast sicher, dass mir das ZVAB bis zum 23.10.2009 kein Angebot dieses vergriffenen Buches unterbreiten kann.

Erstaunt war ich dann heute morgen, als das ZVAB mir folgende E-Mail in meinen Briefkasten legte:

Sehr geehrter Herr  Ross ,

herzlichen Dank für Ihre Teilnahme an unserer Aktion: „Alles-finden-Garantie“.

Als  registriertes  Antiquariat  bzw. registrierte Buchhandlung   können Sie gemäß unseren Teilnahmebedingungen jedoch leider nicht an der Aktion teilnehmen.

Sollten Sie weitere Fragen haben, stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.

Mit den besten Grüßen
Ihr ZVAB-Team

Mein erster Gedanke war, dass da beim ZVAB wohl jemand auf den falschen Textbaustein gedrückt und diesen für mich ausgewählt hat, um mich von der Aktion auszuschließen, denn ich bin weder als Antiquariat bzw. Buchhandlung beim ZVAB registriert.

Lediglich als Privatkunde, um meine Adressdaten für etwaige Bestellungen zu hinterlegen und diese nicht jedes Mal neu eingeben zu müssen. Auch habe ich ein paar Suchaufträge über den Suchagenten laufen, die mich bei neu eingestellten Büchern via E-Mail benachrichtigen. Damit dürfte ich aber nicht alleine stehen, da sich der Großteil der einkaufenden Stammkundschaft beim ZVAB registriert hat und den Suchagenten benutzt.

Den oben angegebenen Grund empfinde ich dann doch ein wenig fragwürdig. Hat der Verfasser dieser Zeilen schon mal nach dem Buch gesucht und eventuell festgestellt, dass derzeit kein Exemplar im deutschsprachigen Internet und schon gar nicht beim ZVAB aufzutreiben ist?

Ich verspüre nicht den Drang, auf das oben eingefügte Mail zu antworten und nachzufragen wo und wann ich mich als Antiquariat oder Buchhandlung beim ZVAB registriert haben soll. Ich vermute, das ich dann wohl den Textbaustein der ausführlichen Teilnahmebedingungen unter Punkt 1.1 erhalte, der wie folgt lautet:

  • Die Bedingungen für die Teilnahme an dem Gewinnspiel richten sich ausschließlich nach diesen Teilnahmebedingungen. Mediantis behält sich das Recht vor, die Teilnahmebedingungen auch noch während des Gewinnspiels zu ändern oder ganz oder zeitweise auszusetzen, wenn z.B. irgendwelche Schwierigkeiten auftreten, die die Integrität des Gewinnspiels gefährden. Mediantis behält sich zudem vor, das Gewinnspiel zu jedem Zeitpunkt ohne Vorankündigung und ohne Angaben von Gründen abzubrechen und zu beenden, z.B. aus technischen Gründen, wie EDV Hardware- und Softwareprobleme etc. oder wenn aus rechtlichen Gründen eine ordnungsgemäße Durchführung des Spiels nicht gewährleistet werden kann. Sofern eine derartige Beendigung durch das Verhalten eines Teilnehmers oder Dritten verursacht wird, kann mediantis den dadurch entstandenen Schaden von dieser Person ersetzt verlangen.

Mir geht es auch nicht um den 10,- Euro Gutschein, der mir wohl ebenfalls bei Neueingabe eines anderen Exemplars aus meiner reichhaltigen Sammlung verwehrt bleibt und mit einem Ausschluss der Aktion endet.

Aber um diesen Artikel zu verfassen nehme ich mir dann doch die Zeit, denn ich denke nicht, dass die max. Anzahl der ausgegebenen Gutscheine von 10.000, wie unter Punkt 2 der Teilnahmebedingungen aufgeführt, überhaupt erreicht wird, wenn man selbst die registrierten privaten Benutzer der Antiquariatsplattform von der Aktion aussperrt und die Teilnahme verweigert.

Ich gehe davon aus, dass das ZVAB mit dieser Aktion neue Kunden akquirieren möchte und den Umsatz der angeschlossenen Antiquariate auch durch die Ausgabe der 10,- Euro Gutscheine in diesen “harten” Zeiten anzukurbeln.

Leider hat es der Initiator dieser Aktion nicht verstanden, die eigentlichen Kunden der antiquarischen, vergriffenen und seltenen Bücher anzusprechen. Das sind nämlich nicht nur die Antiquare, die sich untereinander die Bücher verkaufen die sie für ihre Kunden oder die eigene Sammlung erwerben.

Der Kundenstamm des ZVAB dürfte zum größten Teil aus privaten Sammlern, sogenannten Bibliophilen, Bibliomanen und vielen anderen Bücherliebhabern bestehen, die sich die von den Antiquariaten und Buchhandlungen auf der ZVAB Seite angebotenen Bücher bestellen und sich dafür bei ihnen registriert haben.

Jemanden, der bereits in der Schulzeit einen großen Bogen um das Medium Buch gemacht hat, erreichen sie mit dieser Aktion wohl kaum, denn er wird auch aus eigenen Stücken niemals auf ihrer Webseite landen.

Bleibt mir nur noch anzumerken, dass die Aktion des ZVAB, die Alles finden Garantie eigentlich schon zum Scheitern verurteilt war bevor sie gestartet wurde, wenn sie ihre sämtlichen registrierten privaten und damit besten Kunden ausschließen.

Diese Vorgehensweise des ZVAB in dieser Angelegenheit bekräftigt mich aber vor allem in meinem Entschluss, über das ZVAB keine Bücher anzubieten, falls ich eines Tages ein eigenes Antiquariat eröffne.

Außerdem gibt es niemanden, der Alles findet, Alles kann, Alles hat und sich als der Größte der Branche bezeichnen darf. Ich gehe davon aus, dass hinter den Gesichtern des ZVAB auch Menschen tätig sind, die sich dem kulturellen Wert des Buches für unsere Gesellschaft bewusst sind und verpflichtet fühlen und nicht nur nach Umsatzstatistiken und Gewinnerwartungen lechzen. Allen anderen gebe ich das folgende Zitat von Erich Kästner mit auf den Weg.

“Die Größe eines Menschen hängt nicht von der Größe seines Wirkungsfeldes ab.” (Erich Kästner)

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NACHTRAG:

Am heutigen Tag den 14.10.09 erhielt ich um 16.25 Uhr erneut ein E-Mail vom ZVAB mit folgendem Inhalt:

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Sehr geehrter Herr Ross,

nach einer routinemäßigen zweiten Prüfung aller eingegangenen Daten, mussten wir leider feststellen, dass uns in Ihrem Fall ein Fehler unterlaufen ist. Sie wurden zunächst von der Aktion ausgeschlossen, da wir Sie für einen beim ZVAB registrierten Antiquar gehalten haben. Wir haben jedoch festgestellt, dass Sie nicht als Verkäufer sondern als Käufer beim ZVAB registriert sind. Damit sind Sie natürlich teilnahmeberechtigt. Wir bitten Sie, den Fehler zu entschuldigen.

Da sich das von Ihnen gesuchte Buch momentan leider nicht in unserem Bestand befindet, erhalten Sie in den nächsten Tagen einen Gutschein von uns.

Mit den besten Grüßen
Ihr ZVAB-Team

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Ob das in direktem Zusammenhang mit meinem hier veröffentlichten Artikel steht mag ich nicht beurteilen. Der Artikel bleibt aber erst mal online, schon alleine um weitere potentielle Kritiker-Kommentatoren in ihre Grenzen zu weisen.

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3 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Ross

    Dieser Artikel ist interessant und Danke, dass Sie sich im Namen vieler, denen es vielleicht genau so erging wie Ihnen, die Mühe gemacht haben, diese Aktion mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Einzig stört mich allein der Abschnitt “Veranstaltet vom Zentralen Verzeichnis antiquarischer Bücher, kurz ZVAB, bietet dieser Zusammenschluss von Antiquaren und Buchhändlern unter der Leitung der mediantis AG” ….denn wir Antiquare und Buchhändler wurden da gar nicht erst gefragt, ob in unserem Namen diese Aktion ausgeführt werden könne/sollte/dürfte. Da werden wir wieder einmal in den großen Topf geworfen, in dem wir eigentlich gar nicht kochen möchten. Dieses ist das einzigste, was ich Ihnen zu überdenken empfehlen möchte. Ansonsten Hut ab vor Ihrem Artikel.

    Mit freundlichem Gruß
    C.W.

  2. Uwe Ross

    Sehr geehrte Frau C.W.,

    Ich gebe zu, diese von ihnen angesprochene Formulierung ist etwas unglücklich gewählt.

    Ich werde sie schnellstmöglich überarbeiten bzw. ergänzen und verspreche Besserung bei zukünftigen Artikeln. 😉

    Befürchtet habe ich auch, dass die unter dem Dach des ZVAB anbietenden Antiquariate und Buchhandlungen nicht gefragt wurden, ob diese mit der Aktion einverstanden sind.

    Herzlichen Gruß
    Uwe Ross

  3. Peter Mulzer, Antiquariat

    1.
    Man soll doch bitte im Internet nicht um sich werfen mit juristischen Argumentationen und Drohungen im *persönlichen* Bereich. Es ist schon schwer genug, die geschäftlichen Beziehungen juristisch klarzubekommen.

    2.
    Die ZVAB-Aktion ist recht pfiffig, wenn auch etwas durchsichtig, denn jeder halbwegs Gebüldete kann natürlich einen nicht vorhandenen Titel finden. Als Werbemaßnahme ist das jedenfalls gut durchdacht, hat Hand und Fuß – warum also nicht?

    3.
    Das ZVAB hat einen Detailfehler in der Formulierung der Bedingungen gemacht. In solchen Fällen schreibt man sonst eben besser “Wer beruflich mit dem An- und Verkauf oder mit der Vermittlung von Büchern zu tun hat, ist von der Teilnahme ausgeschlossen”. Es ist durchaus üblich, die Brancheninsider auf diese Weise auszuschließen.

    4.
    Ich bedauere, daß der an sich doch interessierte und genau beobachtende Verfasser auf eine solche Pipifax-Frage eingetreten ist. Wieviel interessanter würde es doch sein, die Absatzwerbung für unsere alten Bücher insgesamt zu untersuchen! Und da, ich sags nochmal, ist die Werbeaktion recht geschickt.

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